Was vom Tage übrig blieb…

Wie geht es dir?

Ganz ernst gemeinte Frage, wie geht es dir gerade? Wie ist es in der Schule? Welche Stressfaktoren gibt es aktuell? Was läuft gerade gut und gibt dir Kraft?

Ich bin jemand der, ganz offen gesagt, immer so durch den Alltag wuselt und während des Schultages nicht so oft innehält und nach rechts und links schaut.

Ich bin eine, die nicht so viel nachfragt. Ich mache!

Am Wochenende hatte ich Teil 2 einer sehr spannenden Fortbildung zum Thema „Systemische Beratung“.

Ein Baustein war: Systemisches Fragen. Warum wird so viel gefragt? Und warum fragt man keine Warum-Fragen? Was ist zirkuläres Fragen und weshalb stellen wir Fragen, wenn wir darauf eigentlich gar keine Antworten erwarten.

Ich bin in selbstkritische Reflektion zum Thema Fragen stellen gegangen und habe dabei festgestellt: Ich frage nicht.

Naja, zumindest nur selten. Ich bin im Schulalltag so sehr mit „machen“ beschäftigt, dass ich darüber vergesse zu fragen. Und damit meine ich nicht einfach nur die Frage danach, wie es geht sondern überhaupt.

Es gibt wundervolle Fragen, oder?

Was ist dir wichtig?

Wie kommst du zu einer Lösung, wenn du nicht weiter weißt?

Welchen Weg möchtest du probieren?

Haben Sie eine Idee dazu?

Wie bist zu auf dieses Ergebnis gekommen?

Welche Überlegungen hast du dazu gehabt?

Was hat in der Vergangenheit geholfen?

???

Und und und.

Zu allen Themen und Lebenslagen gibt es wunderschöne Fragen. Aber ich frage nicht. Oder kaum jedenfalls.

Warum ist das so? (Ich selbst erlaube mit jetzt einfach mal eine Warum-Frage!)

Weil ehrliches Fragen etwas Wichtiges erfordert: Aufmerksames Zuhören!

Es gibt kaum etwas Schlimmeres als Fragen stellen und dann nicht zuhören. Dann doch lieber gar nicht erst fragen.

Zuhören also! Oh je…und das wo wir doch eigentlich gar keine Zeit haben, oder? Wo es doch eigentlich immer schnell gehen muss, weil es gleich klingelt und die Pause zu Ende ist oder die Stunde, weil gleich das nächste Elterngespräch vor der Tür steht oder die Konferenz. Weil wir in Mathe jetzt aber noch die Ergebnissicherung im Plenum machen müssen und ich nicht nochmal bei Mara nachfragen kann, wie sie auf die Lösung gekommen ist.

Weil die vier Chaoten am Gruppentisch anfangen Blödsinn zu machen und ich mir jetzt nicht die Zeit nehmen kann Paul zu fragen, welche Überlegungen er zu seiner Antwort hatte.

Die Zeit ist knapp - und zwar IMMER!

In einem Schultag, der so eng getaktet ist, so durchstrukturiert durch Phasen, Sozialformwechsel, Ergenissicherungen oder Stundeneinführungen, durch 15 Minuten Pausen, in die Pippi machen, frühstücken, Raumwechsel, Aufbau für die nächste Stunde, Kaffee kochen, schneller Austausch mit der Kollegin, Vertretung organisieren und vielleicht noch kopieren (weil heute morgen die Schlange am Kopierer so lang war oder der Toner alle) passen soll, da bleibt einfach keine Zeit für‘s Zuhören.

Allein beim Schreiben dieser Zeilen fühle ich mich schon gehetzt. Wir können es nicht schön reden, aber was vom Tage übrig bleibt ist oft die Erkenntnis: Ich habe alles GEMACHT, aber ich hatte keine Zeit zum Zuhören. Wie der berühmte Pawlowsche Hund, bin ich innerlich einer Glocke hinterhergejagt aber ich hatte einfach nicht die Zeit zu Fragen - und zu hören.

Wenn neue Schulformen eine Schule ohne Noten postulieren, dann hat das sicher seine Berechtigung, ist aber, wenn ich so drüber nachdenke, vielleicht nicht unser größtes Problem. Es ist die Schulglocke! Es ist die Taktung, es sind die Phasen, die Wechsel von Räumen, Sozialformen und die ewig tickende Uhr im Hinterkopf.

Brauchen unsere Schülerinnen und Schüler, unsere Kolleginnen und Kollegen und auch die Eltern, wenn sie zum Gespräch kommen nicht einfach jemanden der Zeit hat Fragen zu stellen und zuzuhören?

Jemand der Zeit einräumt, dass sich durch die Fragen innere Räume öffnen und die Möglichkeit gegeben ist, dass sich Ideen, Gedanken, Lösungen entfalten?

Wie gehst du damit um?

Ich frage, weil ich wirklich die Antwort hören möchte!

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