…through the desert on a horse with no name.
Durststrecke.
Es ist selten, dass ich keine Lust auf die Schule habe. Ich gehöre wirklich zu den glücklichen Menschen, die gerne zur Arbeit gehen. In echt jetzt!
Aber im Moment befinde ich mich auf einer Art Durststrecke. Eben so, als liefe ich durch die Wüste auf einem namenllosen Pferd.
Gerade habe ich mal die KI gefragt und “a horse with no name” ist demnach eine Metapher, um dem Alltag zu entkommen, die Suche nach Freiheit und einem ruhigen, friedvollen Leben
(= Sommerferien ;-))
Kleiner Scherz. Aber gerade fühlt es sich tatsächlich so an, und ja, alle meine Nicht-Lehrer*innen-Freunde werden jetzt laut ausrufen: “Ja aber, bei DIR kommen sie dann wenigstens auch, die Sommerferien!”
Klar, die Lehrerin jammert auf hohem Niveau. Den Vorwurf kennen wir. Aber ich bin auch ein bisschen müde geworden, ihn mir immer wieder anzuhören.
Ich kenne die Vorteile und Privilegien meines Berufs. Ich kenne auch die schwierigen Seiten. Und auch ich, auch wir Lehrerinnen und Lehrer, haben das Recht dazu, uns ab und an auf einer Durststrecke zu befinden und die Tage bis zu den Ferien zu zählen. So lange das nicht immer so ist, ist es okay. Finde ich.
Die Frage ist, wie wir damit umgehen.
Ich postuliere immer wieder, dass wir die volle Verantwortung für unser Tun tragen und zwar jeden Tag.
(Übrigens nicht nur wir Lehrerinnen und Lehrer, aber das ist jetzt nur eine Randnotiz.)
Wir tragen die volle Verantwortung für uns selbst und für unsere Schülerinnen und Schüler. Ja, ich kann mich lustlos zur Schule schleppen, meinen Unterricht runterdudeln ohne nach rechts und links zu schauen. Die LMAA-Tour durchziehen und einfach mein Ding machen.
Ich kann aber auch anders. Wieder einmal geht das Ganze etwas tiefer. Denn in Wahrheit ist es so, dass ich meinen Emotionen und Zuständen nicht unbedingt hilflos ausgeliefert bin. Selbstführung ist hier ein entscheidendes Stichwort.
Wenn du dich selbst lustlos und genervt dahin schleppst bis zu den nächsten Ferien, das heißt deine Selbstführung abgibst, wie den Mantel, den du an die Garderobe hängst, dann darfst du auch nicht verwundert darüber sein, dass deine Kids in der Schule (und möglicherweise auch zu Hause) dir genau das spiegeln. KEINEN BOCK!
Versteh mich richtig, du bist nicht für jede Lustlosigkeit, die dir begegnet verantwortlich, aber wenn dich die fehlende Motivation und das Genervtsein der anderen im Moment vielleicht mehr triggert als sonst, dann könnte es sehr gut ein Hinweis darauf sein, dass du gerade selbst die Führung über dich abgegeben hast.
Ich habe kürzlich einen Kurs gemacht in dem es intensiv um das Thema Selbstführung ging. Durststrecken, Hindernisse, emotionale Tiefs etc. zu überwinden und Kraft aufzubringen, da wo keine zu sein scheint.
Wie fahren wir unsere Energie wieder hoch? Dann, wenn wir glauben keine mehr zur Verfügung zu haben, erst recht weiter machen. Wenn wir an der Grenze sind, noch genau den einen entscheidenden Schritt weiter gehen, um dann festzustellen, jetzt bin ich in einer Zone des Wachstums gelandet. Jetzt geht noch mehr. Es ist wie der Sprint am Ende deiner Joggingrunde.
Also: Die Wüste in der du dich gerade befindest, mag real sein, die Motivation mag echt im Keller sein und du schleppst dich vielleicht gerade wirklich jeden Tag einfach nur noch zur Schule, genau dann ist der ultimative Trick der, den geilsten Unterricht des Jahres zu machen. Die Schülerinnen und Schüler zu motivieren like hell. Die besten Elterngespräche zu führen, in denen du alle mitnimmst und auf der Zielgeraden alles rauszuholen. Den Kolleginnen und Kollegen mehr Akzeptanz denn je entgegenbringen und gleichzeitig klar und freundlich aber messerscharf deine Grenzen zu setzen. The shit works.
Sorge gut für dich. Achte auf deine Ernährung, auf deine Bewegung, dein Social-distancing, deinen Schlaf und deine Zeit in der Natur und die Power, den Rest des Jahren zu rocken wird da sein, wenn du sie am wenigsten vermutest.
Go for it.