Think big.
Meiner Meinung nach, denken wir oft noch viel zu klein.
Ich habe heute einen interessanten post gelesen.
“Teaching people, how to regulate their emotions is crime prevention. It’s addiction prevention. It’s the path to a world where people can disagree and still respect each other.”
Also ganz knapp übersetzt: Menschen beizubringen, wie sie mit ihren Emotionen umgehen können, ist Kriminalitätsprävention, Suchtprävention und der Weg in eine Welt, in der Menschen sich gegenseitig respektieren, auch wenn sie nicht einer Meinung sind.
Das ist doch mega! Ich feier es grade total. Ist das nicht unser Job? Unser dailiy business als Lehrerinnen und Lehrer? Kindern und Jugendlichen beibringen, wie sie mit ihren Emotionen umgehen. Think big! Was für einen riesengroßen und genialen Beitrag hin zu einer friedlicheren Welt können wir damit leisten!?
Ok, ich gebe zu ich lasse mich manchmal dazu hinreißen sehr episch und allumfassend zu werden in meinen Gedanken und Gefühlen.
Aber das ist doch das Geniale. Meiner Meinung nach erlauben wir uns das zu selten. Wir reden uns selbst, unser Handeln unsere Taten und unsere Wirkung oft klein. Wir halten uns selbst in einer kleinen Box, in der wir machtlos sind und nichts bewirken können. Vielleicht liegt das daran, dass wir in unserem Beruf die Wirkung, die wir haben oft nicht sehen oder fühlen können.
Ein Handwerker, eine Handwerkerin kann den Erfolg ihrer Arbeit am Ende des Tages sehen und anfassen. Ein Projektleiter, eine Projektleiterin sieht die Erfolge nach Abschluss eines Projektes, Medizinerinnen und Mediziner, wenn Patienten gesund werden und so weiter.
Wir sehen die Folgen und die Erfolge unserer Arbeit sehr oft nicht. Aber machen wir uns bewusst: Wir haben IMMER eine Wirkung auf unsere Schülerinnen und Schüer. Jeder von uns kann sich mindestens an einen Lehrer oder eine Lehrerin aus seiner Schulzeit erinnern, der oder die ihn in irgendeiner Weise geprägt hat. Positiv oder negativ.
Manche von uns lieben oder hassen vielleicht immernoch ein bestimmtes Fach oder Wissensgebiet, weil die damalige Lehrkraft toll oder eben kacke war. Die Auswirkungen, die wir Lehrerinnen und Lehrer haben sind immens, ein Leben lang.
Mir fällt da oft die Geschichte von Gerald Hüther ein, der erzählte seine Mutter habe bis zu ihrem Lebensende Gedichte verabscheut, eben weil sie einen sehr schlimmen Lehrer hatte, der ihr und ihren Mitschülerinnen und Mitschülern das Auswendiglernen von Gedichten durch Schläge beigebracht hat. Das Verhalten des Lehrers hatte Auswirkung auf ein ganzes Menschenleben.
Deshalb denke ich: Think big. Mach dir die Auswirkungen, die du auf ein Menschenleben haben kannst ganz bewusst. Auch, wenn das belastend sein kann.
Zurück zu diesem post, den ich gelesen habe. Wenn man Menschen negativ beeinflussen kann, dann geht es eben auch in die andere Richtung. Man kann sie auch positiv beeinflussen. Natürlich sind wir als Lehrerinnen und Lehrer nicht die einzigen Einflussnehmenden, da ist die Familie, die Freunde, der Zeitgeist, die Lebensumstände und vieles mehr. Aber wir sind ein, gar nicht so kleines, Rädchen im System.
Vielleicht ist Schule als Einrichtung, in der Wissen vermittelt wird irgendwie überholt. Wissen können wir heute schließlich überall erwerben. Vielleicht braucht es uns Lehrerinnen und Lehrer nicht mehr dazu. Das System an sich ist mehr als überholt, auch das wissen und fühlen wir alle. Aber Schule als Ort der Begegnung, als Raum für emotionales Lernern, als Ort der Herausforderung, an dem man mit Menschen zusammenkommt, die vollkommen anders sind als man selbst, die uns triggern und schwierige Aufgaben in Sachen Akzeptanz an uns stellen, das ist für mich eine beeindruckende Vorstellung. Wo sonst haben wir ein solches Lernfeld? Wo sonst ergeben sich solche Wachstumschancen? Wo sonst werden wir derart aus unserer Komfortzone herausgelockt?
Achtung: Für mich gibt es eine ganz wichtige Basis, damit wir mit diesem Verständnis von Schule nicht total baden gehen: Personen, die hier eine verantwortungsbewusste, klare und stabile Führungsrolle einnehmen. Lehrerinnen und Lehrer, die emotional stabil und klar sind. Die große Verantwortung liegt darin, einen solchen Raum halten zu können, einen solchen Raum überhaupt erst kreieren zu können. Das bedeutet, dass ich als Lehrkraft in meiner Mitte sein MUSS, in meinen eigenen Emotionen stabil und zuverlässig sein MUSS, dass ich mir der Verantwortung, die ich trage bewusst sein MUSS, inklusive der Führungsrolle, die ich inne habe. Es heißt nicht, dass ich keine Fehler mache. Es heißt aber, dass ich die Verantwortung für meine Fehler trage.
Menschen führen können, hat sehr viel mit Authentizität, Verantwortung und Machtbewusstsein zu tun. Hier die Erinnerung, an all jene, die sagen sie wollen keine Macht oder hätten keine Macht: Du hast IMMER eine Wirkung und Macht ist nichts anderes, als deine Wirkung auf andere. (Ob du sie missbrauchst oder verantwortungsvoll mit ihr umgehst, ist ein anderes Thema.)
Ich glaube, nein, ich habe es erlebt, dass man in Liebe Menschen führen kann. Ein liebevolles Beispiel in Sachen emotionales Lernen und Mitgefühl sein kann. Ich bin sogar der Überzeugung man MUSS es als Lehrerin und Lehrer sein!
Und man muss immer wieder und immer weiter daran arbeiten.
Es ist ein sehr großes Feld, dessen Tragweite uns vielleicht erdrücken kann, aber es lohnt sich so sehr, sich dieses Bewusstsein zurück zu holen. Zumindest empfinde ich so. Es lohnt sich so sehr groß zu denken und unseren Beitrag für eine Zukunft, die wir mitgestalten können nicht klein zu reden.
Von daher: Think BIG, in LOVE und: Möge die Macht mit dir sein ;-)
Esther