“Set your spirit free. It’s the only way to be.”
Diese Songzeile stammt aus einem Song der Spice-Girls aus den 90er Jahren.
Heute musste ich an diese Zeile denken, denn der Songtext ist ja bis auf diese eine Zeile eher fragwürdig. Aber egal, diese Zeile trifft mich!
Lasse deinen Geist frei, es ist der einzige Weg zu sein.
Auf deutsch klingt’s mal wieder nicht so prickelnd. Der einzige Weg des Daseins vielleicht, der einzige Weg, um wirklich zu leben. So würde ich es übersetzen.
Das Wort spirit löst in vielen schon Ablehnung aus und ganz ehrlich, ich kanns verstehen, Spiritualität wurde in den letzten Jahren und in bestimmten Kreisen doch auch eher missbräuchlich verwedendet, zumindest empfinde ich das so.
Und trotzdem…natürlich haben wir ihn (sie, es). Einen spirit, einen Geist, eine eigene prickelnde Lebenskraft und genau die gilt es freizulassen. Freizulegen. Freizuräumen. Wie auch immer.
Unser spirit - so glauben wir - hat in der Schule, in der es ja eher um die harten Fakten geht, nichts verloren. Professionalität ist angesagt. Was das Wissen betrifft, was die Pädagogik betrifft, was die Gesprächsführung betrifft und auch sonst. Da ist kein Raum für spirit. (Und für dieses verschrobene Konzept von Spiritualität schon gleich gar nicht.)
Meine Meinung dazu lautet: JEIN.
Natürlich ist Professionalität wichtig, natürlich ist Pädagogik, Wissen und Gesprächsführung wichtig. All das ist aber nichts ohne deinen spirit. All das ist tot ohne deine eigene Lebenskraft.
Die Einzigartigkeit unseres eigenen spirits haben wir als Lehrerinnen und Lehrer doch total lahm gelegt in unserem Beruf. Ich meine damit nicht “Herr Meier ist streng” und auch nicht “Frau Müller ist so lieb”. Das, was ich meine geht tiefer.
Viel tiefer.
Wie würdest du deine eigene Energie, deinen eigenen spirit beschreiben? Fallen dir Worte ein? Oder Gefühle? Siehst du Farben? Oder ein Spiel aus Licht und Schatten?
Es ist vielleicht eher ein wenig diffus, wenn wir unsere eigene Energie irgendwie greifbar machen wollen. Das kann daran liegen, dass wir sie tief vergraben haben, weil wir irgendwann für irgendwen “zu viel” oder auch “zu wenig” waren. Vielleicht haben wir sie auch bewusst ausgesperrt, weil wir dachten in der Schule habe sie nichts verloren oder sei nicht angebracht. Es gibt viele Gründe warum es uns schwer fällt, mit unserer ur-eigenen Lebensenergie (=spirit) in Kontakt zu treten und diese Energie jetzt freizulassen könnte uns vor größere Herausforderungen stellen, als uns bewusst ist.
Vielleicht gibt es sogar einen Zusammenhang zwischen deiner Toleranz gegenüber der Lebensenergie deiner Mitmenschen und deinem Zugang zu deiner eigenen Lebensnergie.
Was will ich damit sagen?
Vielleicht fällt es dir schwer, den Raum zu halten für deine quirligen, wütenden oder verträumten Schülerinnen und Schüler, vielleicht fällt es dir schwer die millionen Facetten an Lebendigkeit in deinem Klassenraum zu halten, weil du deine eigene Energie und Lebendigkeit weit, weit weg geschoben hast von dir.
Vielleicht war das Herumträumen, das nunmal zu deiner Energie gehört nie erwünscht, vielleicht war deine Lebhaftigkeit, deine Neugierde, deine Wildheit nicht erwünscht und du hast diese Teile von dir alle irgendwo vergraben. Das führt dazu, dass du sie an anderen Menschen nicht (er)tragen kannst.
Das klingt hart.
Aber in Wahrheit soll es eine Einladung an dich sein. An deinen Mut, deine Träumereien, deine prickelnde, überschäumende Lebenskraft, deine Neugierde, deine Unnachgiebigkeit und Weichheit an alles das, was deine Lebenskraft ausmacht. Sie gehört ausdrücklich(!) ins Klassenzimmer.
Denn nur durch deinen spirit, wird alles lebendig in der Schule. Durch deinen spirit wird alles leichter, spannender, leuchtender und klarer.
Mit diesem Satz haben sie recht, die Spice-Girls:
Set your spirit free - it’s the only way to BE!