“My love get’s tougher, when the going get’s rough.”
Kennst du diese Liedzeile von Texas Lightning noch?
Sie waren mal Anwärter beim Grand Prix…nee Eurovision Songcontest, heißt es ja heute.
Also es war auf jeden Fall ein positiver Song, der einen lächeln ließ. Mich zumindest.
Und wie immer steckt in dieser einen Zeile für mich die Magie des gesamten Songs oder vielleicht sowas wie die Kernaussage.
Meine Liebe wird stärker, wenn es ungemütlich wird, ist nur eine unzulängliche Übersetzung, denn ich mag das Wort “tougher", da steckt für mich eine kleine Prise “frech sein” drin. Meine Liebe wird frecher, wenn es ungemütlich wird, wenn die Umstände rauher werden.
Ein sehr cooles Lebensmotto finde ich. Es hat so eine Verbindlichkeit. Sowas von, hey, wenn es schwierig wird, dann dreht meine Liebe richtig auf, dann bin voll da und präsent. Ich ziehe nicht den Schwanz ein, wenn es schwerer wird, dann geht es erst richtig los.
Ich liebe die Energie, die dahinter steckt. Ich finde auch den Ausdruck “when the going get’s rough” genial. (Ok Schluss jetzt, ich bin ein bisschen lyrikfanatisch und kann mich in schöner Sprache verlieren, aber das soll nicht Thema sein.)
Was hat diese Zeile mit der Schule zu tun?
Wie geht’s dir in der Schule, wenn es schwierig wird? Wenn es rauher wird?
Fühlst du dich dann gestärkt, fühlst du dich tough? Oder eher total zerschossen?
Ich habe im Moment gerade so eine rauhe Zeit. Eine Zeit, die mich echt fordert, so sehr wie schon lange nicht mehr. Was passiert mit mir in dieser Zeit?
Es gibt einen Teil, der einfach nur nicht mehr will, der jammern, meckern, lästern und sich dieser ganzen Schwere hingeben will. Es gibt einen Teil in mir, der sich 24/7 beklagen will, der sich als Opfer sieht. Auch diesen Teil darf es geben und er hat seinen Platz.
Es gibt aber auch noch einen anderen Teil. Einen, der eben ein bisschen frech, ein bisschen trotzig ist. Dieser Teil, der den Stier bei den Hörnern packt, wenn es schwierig wird und sich denkt: “Jetzt erst recht!” Das ist der Teil, der die Liebe hoch statt runter fährt, wenn es kompliziert oder anstrengend wird. Den Teil, wollen wir wachkitzeln, oder?
Denn dieser Teil katapultiert dich raus aus deiner Opferrolle und rein in deine Eigenmacht, in die Zone, in der du handlungsfähig bist.
Wie gelingt es uns aber, dass dieser Teil in uns nicht verstummt?
Ich sag dir was: Es sind keine Affirmationen, es ist nicht das Mindset und auch sonst keine Tools. Es sind deine Routinen. Die Routinen, die dir Kraft geben. Ohne meine Routinen wäre ich gerade, ganz ehrlich, total am Arsch. Ich schlafe wegen meiner eigenen Kinder seit Wochen keine Nacht durch. Krankheit, schlechte Träume, Kuschelbedarf oder allgemeine Unruhe, irgendetwas ist im Moment immer. Wenn nichts ist, dann liege ich trotzdem oft stundenlang wach und kann nicht einschlafen. Ist manchmal so bei mir.
In der Schule ist in meiner “Klasse” gerade hochkonjunktur. Wir haben eine Warteliste und zig Anfragen für Kinder, die so verhaltensauffällig sind, dass sie intensivsten Unterstützungsbedarf haben, die Gründe dafür sind vielfältig. Hinzu kommen Beratungstermine, Berichte, Teamsitzungen, pädagogischer Tag und Klärungsgespräche für die Ganztagsbetreuung. Es prasselt gerade unendlich viel auf mich und auch auf meine Kolleginnen und Kollegen ein.
Ohne meine Routinen würde es nicht funktionieren.
Jeden Tag laufen an der frischen Luft, ein bis zwei Mal in der Woche Kraftsport und Sauna. Jeden Tag früh aufstehen und gleich mit Atemübungen an der frischen (kalten) Luft in den Tag starten, jeden Morgen Infrarotlicht. Nur ausgewählte Termine, alles was zu viel ist konsequent absagen, früh schlafen gehen, artgerechte Ernährung (=kein Getreide, viel Grünzeug, Eiweiß, gesunde Fette etc.) und die richtige Supplementierung (B-Vitamine, Vitamin C, D, Mineralstoffe).
Das gibt mir Kraft für eine rauhe Zeit. Diese Routinen lassen mich stark in der Brandung des Alltags stehen und ich kann sagen “my love get’s tougher…” ich bleibe in meinem Handlungspielraum, gedanklich in Möglichkeiten und insgesamt in meiner machtvollen Version.
Das heißt nicht, dass es nicht auch mal Phasen gibt, in denen das nicht klappt und ich einfach nur noch platt bin. Auch das darf sein.
Aber ich bin viel schneller wieder auf dem Damm und präsent.
Wie sieht es mit deinen Routinen aus? Welche geben dir Kraft und welche können aussortiert werden, weil sie nichts für dich tun, wenn es rough wird?